Dass der Strand nicht so makellos weiß ist, wie im Prospekt, dass die Einheimischen zu uns leider nicht so freundlich sind, wie in den Erzählungen anderer Reisender und dass das Wetter ganz anders ist, als im Wetterbericht vorhergesagt. Oder aber alles ist viel schöner, als man sich vorgestellt hat. Dazu muss man sich allerdings die Urlaubstage nicht so schön, nicht so ideal vorstellen. Wenn man pessimistisch und mit großer Skepsis dem kommenden Urlaub entgegensieht, kann man der Enttäuschung zwar zuvorkommen … aber wer will denn mit jemandem in Urlaub fahren, dessen Blick in die Zukunft von Ängsten, Befürchtungen, Vorahnungen und Zweifeln getrübt ist.
Ein offener Blick tut not.
Einer, der nicht schon im Vorfeld zu wissen glaubt, was geschehen soll. Eine Sichtweise, die für Neues und Unvorhergesehenes offen ist. Ein Blick, der nicht von Vorstellungen verstellt und von Wünschen, Hoffnungen, Erwartungen und Befürchtungen belastet und vielleicht sogar heillos überlastet ist. Eine Art zu sehen, die dem Ungeplanten, dem Spontanen und dem Kreativen Raum lässt, uns zu überraschen und uns zu verzaubern. Zauber geschieht niemals geplant. Die Magie des Augenblicks wird nicht am Reißbrett von Zukunftstechnikern entworfen … sie entsteht immer dann, wenn zwei Dinge zusammen kommen.
KÖRPER und GEIST – HIER und JETZT
Wenn wir ganz HIER sind, mit Körper und Geist und wenn wir ganz JETZT sind, mit Herz und Verstand. Dann kann uns die Wucht der Wirklichkeit mit ihrem ganzen Potential vom Hocker der Gewohnheit hauen, da kann der launische Wind der Absichtslosigkeit uns frische Luft ins Gesicht blasen und der Zufall kann seine Wundertüte voller Überraschungen über uns ausschütten.
Wir aber – wir leben überall. Nur nicht HIER – nur nicht JETZT.
Wir können auf den Mond fliegen, komplizierte Smartphones bauen oder benutzen und können komplizierte Organiations-Strukturen entwickeln oder in ihnen reibungslos funktionieren. Wir können in die entlegensten Winkel der Welt reisen und haben Wissen über längst vergangene Jahrtausende oder klare Vorstellungen, was uns die Zukunft einmal bringen wird. Wenn wir ganz genau hinsehen, bemerken wir, dass wir entweder in der Zukunft oder in der Vergangenheit leben. Jede Wahrnehmung unseres Lebens, jeder Gedanke und jede Reflektion beschäftigt sich entweder mit etwas, das schon vergangen ist oder mit etwas, was vielleicht in der Zukunft geschehen soll oder wird. JEDER Gedanke! IMMER! Genauer gesagt – FAST jeder. Von den hunderttausend Gedanken- Impulsen eines Nachmittags beschäftigen sich vielleicht drei oder vier mit dem Augenblick HIER und JETZT. Alle übrig gebliebenen Gedanken gehören der Vergangenheit oder der Zukunft.
Alle vergangenen Augenblicke sind unwiederbringlich vorüber und alle zukünftigen Erlebnisse bleiben solange ungelebte Möglichkeit und eine unwirkliche Idee … bis jede nahe oder ferne Zukunft JETZT geworden ist. Wirklichkeit findet immer nur JETZT statt.
HIER und JETZT zu erleben, kann man lernen. Muss man wieder lernen. Als Kind haben wir noch gewusst, wie das geht. Wenn wir in unserem Spiel versunken waren … und es noch keine Trennung gab, zwischen Erlebnis und dem, der das gerade jetzt erlebt.Wir und unser Erleben waren eins. Können wieder eins werden. Wir haben es nur verlernt … diese Fähigkeit ist nur verschütt gegangen, überlagert von Erwachsen sein und von Vernunft und vom Ernst des Lebens. Dieses weit offene Land können wir uns wieder zurück erobern. Mit nicht allzuviel Aufwand wird uns das auch mühelos gelingen.
Diese Bemühung heißt Meditation.