Hin und zurück
Rennen. Einsteigen. Weg… Ins Ungewisse. Stille Vorfreude. Neugier. Unsicherheit. Mut. Um uns herum Hektik. Hektik im Kopf. Reizüberflutung. Schweres Gepäck. Wunsch nach Heilung, nach Raum, so sein können wie man ist. Zeit für sich. Loslösen von Mustern, Schubladen, Vorurteilen und Erwartungen. Erwartungen an sich und an Andere. Ausbrechen. Handy aus. Abschalten. Freiheit. Geteilter Zug. Quer durchs Land Ticket. Den Alltag im Nacken. Langsam kann man durchatmen. Sehnsucht nach Verständnis. Gleichgesinnte. Neue, bekannte und altbekannte Gesichter. Vertraute und fremde Mitreisende. Fünf Menschen mit dem gleichen Ziel. Schloss Heinsheim. Jeder der das Bedürfnis nach einer Auszeit vom Alltag, vom Ego, von seiner Maske hatte, war beim Winter Youth Retreat genau richtig. Diese Gemeinschaft voller Herzlichkeit, Toleranz und Emotionen, gab Raum sich zu öffnen, authentisch zu sein. Wie eine Lotusblüte die sich zu öffnen wagt. In vielzähligen, kreativen Workshops bestand für jeden die Möglichkeit seine Individualität, seine Kreativität und seine Fähigkeiten frei zu entfalten: Silent Walk, Ausdruckstanz, Acrobatic-Yoga, Early-Bird-Yoga, Calligraphie-Workshop, Singen, Art-Workshop, Jahres-Rückblick-Vorblick-Workshop, Spieleabende und Blind Dinner. Wir meditierten täglich zweimal und hatten die Möglichkeit jederzeit weiter zu meditieren. Es gab Vorträge zum Thema Meditation und Anstöße den eigenen Weg zu finden und zu gehen. Gehalten wurden diese von Karl-Ludwig Leiter und Richard Reoch und es gab Raum für Fragen und Diskussion. Zudem kam ein inspirierender junger Mann, Ali Can, der über seine Vision erzählte, Brücken zu bauen. Insbesondere mit Menschen, die Vorurteile gegen Flüchtlinge hegen Kontakt zu machen, ihnen zuzuhören, sie verstehen zu lernen, zu erfahren welches ihre Ängste sind. Zu sehen, dass hinter diesen Ängsten, dieser Wut Menschen stecken. Rückblickend war es das größte Geschenk an uns selbst, das neue Jahr in diesem Rahmen mit wundervollen Menschen neu zu beginnen, in Stille und Bewegung. Es war wie ein Resetknopf, das Erwerben einer leeren Leinwand, das Ablegen einer Ritterrüstung oder die Reinigung einer Glasscheibe. Ein Neubeginn zum Wachsen, eine Chance zu wachsen. Eine Chance mit seinen Neurosen und Launen zu arbeiten – es zu dürfen. Zu sehen, dass man im Grunde schon in sich vollkommen ist. Wehmut. Schmerz. Nicht zurück in den Alltag wollen. Übervoll. Offen. Leer. Das Gepäck ist wieder da. Ich darf meine Verletzlichkeit zeigen. Nehmen das Gefühl mit, gut zu sein, wie wir sind. Gelernt sich zu zeigen, dann zeigen sich andere auch. Offen sein, herzlich sein, interessiert Fragen stellen, einfach tiefer zu sich und zu anderen Menschen vordringen. Bereichert, Berührt. Offenes Herz. Inspiriert. Tatendrang. Langsames stetiges Auflösen… der Gemeinschaft. Abschied. Und dann wieder allein.
Und wenn sie nicht gestorben sind dann meditieren sie noch heute…
Text: Sarah & Julia Heyden, Simon Engelke, Lisa Fuhrmann
Bild: Sarah Heyden
Blog Redakteur: Dennis Engel